Das Ehepaar Sass aus Tarmstedt ist stets mit einem Lächeln bei der Produktion dabei. Für beide ist ihr Produkt eine gute Sache. „Bier braucht Heimat“, sagt der junge Mann stolz. Es ist sofort zu erkennen, was die beiden hobbymäßig machen. Wie Bowlingfreunde ihren Vereinsnamen auf T-Shirts präsentieren, so ziert das Zeichen des Burzel Bräu ihre weißen Pullover. Der ursprüngliche Experte ist Torben Sass. „Ich habe Julia die Kunst des Bierbrauens beigebracht. Sie könnte das hier alles alleine managen“, erklärt Sass stolz und lächelt seiner Frau verliebt zu. In der 10. Klasse absolvierte der Bierliebhaber ein Praktikum bei Beck´s in Bremen. „Es gefiel mir so gut dort, dass ich eine Lehre zum Brauer und Mälzer anfing“, erklärt er. Daraufhin studierte er Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan. Nach seinem Studium verschlug es ihn in einen Vertrieb für Getränketechnologie, wo er noch heute tätig ist. „Es juckte mir dann einfach in den Händen. Du redest mit Kunden über Bier und willst dann unbedingt selber damit tätig sein“, sagt Sass und betont seine Aussage mit der passenden Gestik. Vor vier Jahren bezog er mit seiner Frau ein neues Haus in Tarmstedt. „Ich schlug Julia vor anzubauen und dort unsere eigene kleine, private Bierbrauerei einzurichten“, sagt Torben Sass und zeigt dabei auf den Anbau neben dem Haus.
„In einer Privaten Brauerei wird Bier handwerklich gebraut. Handwerk heißt: Individuelle Brauverfahren, der Bezug von Rohstoffen aus der Region, traditionelle Bierherstellung mit langen Reifezeiten“, erklärt der Verband Privater Brauereien Deutschlands auf ihrer Webseite. Mit etwas 100l selbstgebrautem Bier fing für den jungen Brauer alles an. Damals hockte er über einen kleinen Kessel um die Menge zu schaffen. Nun sind es jeden Monat gut 500l. Um diese große Menge zu schaffen, wurde ein großes Sudwerk benötigt. Dieses ist sehr monströs und nimmt den meisten Platz in dem kleinen Raum ein. „Dahinein geben wir Malz, Hopfen und andere Zutaten um unser eigenes, naturtrübes Bier zu brauen. Die Produktion braucht aber viel Zeit und Geduld“, erklärt das Ehepaar. Die Gärungszeit beträgt einige Wochen, damit das Bier eine eigene Note bekommt. Da das Bier ohne Konservierungsstoffe hergestellt wird, ist es gekühlt nur mindestens drei Wochen haltbar. Die beiden lieben ihr Hobby und geben nicht nur Freunden, sondern auch Unbekannten die Chance, das selbstgebraute Bier zu kosten. Draußen vor dem Eingang der Brauerei stehen riesige Bottiche mit Biertreber gefüllt. „Davon profitieren die Landwirte, die diesen als Kraftfutter verwenden“, erklärt Torben Sass.
„Regionale Marken und Produkte erzählen Geschichten, die den Genuss verstärken. Regionale Produkte bieten Transparenz und schaffen so Sicherheit. Regionalität fördert den Gemeinsinn und stiftet so Identität“, laut dem Verband Privater Bierbrauereien Deutschlands. So hat auch das Burzel Bräu eine eigene Geschichte. Torben Sass schwelgt in der Vergangenheit und hält das Burzel Brau stolz wie Papa in der Hand. „Mein Vater gab mir früher den Kosenamen Burzel“, lacht er. „Ich braute damals in meinem Familienhaus in der Garage mit einem kleinen Kessel und wenn die Nachbarn vorbeigingen, sagten sie immer `Es wird wieder Burzel Bräu gebraut`“. Wegen dieser Geschichte meinte der Bruder des Brauers, dass das Bier so heißen müsse. Torben Sass dreht die Flasche in seinen Händen und hält sie hoch: „Das Bier sollte sich von den normalen Biersorten abheben. Daher gibt es eine originelle Flaschensorte: eine Ein-Liter-Flasche.“ Der Bruder entwickelte das Etikett dazu: einen dünnen, jungen Mann mit einem Glas Bier in der Hand. Dieser soll den Burzel darstellen.
Das Ehepaar geht zurück in die Brauerei und kommt mit Flaschen und Gläsern zurück. „Der Burzel ziert nicht nur Flaschen, sondern auch Gläser“, erzählen die beiden. Alles ist beim örtlichen Hol-Ab-Laden in Tarmstedt zu erhalten.
Der Hol-Ab-Laden in der Samtgemeinde Tarmstedt gehört Andreas Hebert. Er kennt das Brauerpaar und deren Bier schon lange. Seit November 2013 gibt es das Bier dort nun zu kaufen. „Im ersten Monat verkauften wir 18 Flaschen. Mittlerweile sind es 600 pro Monat und vier bis fünf 30 Liter-Fässer“, erklärt der Besitzer des Ladens. Aus Begeisterung zu dem Produkt, hat das Burzel Bräu einen besonderen Platz im Laden. Andreas Hebert ist ein regionales Bier sehr wichtig. Direkt wenn man durch den Eingang kommt, geht man auf einen großen Kühlschrank zu. Am Morgen reihten sich noch Bier an Bier. Bereits am Nachmittag sieht es wie leergefegt aus. Auf dem Kühlschrank steht in dem Schriftzug des Etikettes ganz groß „Burzel Bräu“. Darunter in einer kleineren Typografie „Original Tarmstedter Bier“. All dies führt dazu, dass das Burzel Bräu im Hol-Ab-Laden kaum zu übersehen ist. Andreas Hebert präsentiert stolz das regionale Produkt.
Der Tarmstedter Kunde Oliver ist auch auf den Geschmack gekommen. „Ich wollte eigentlich nur ein paar Flaschen Saft kaufen. Als ich in den Laden kam, sah ich den Kühlschrank. Durch den Hinweis auf dem Kühlschrank, dass es sich um ein Tarmstedter Produkt handelt, wurde ich neugierig. Ich wollte dieses regionale Produkt mal testen. Nun, kaufe ich es mir immer mal wieder“, erklärt der Tarmstedter und legt eine Flasche Burzel Bräu in seinen Einkaufswagen. Der Besitzer des Hol-Ab-Ladens weiß, dass er mit dem Bier nicht reich werden wird. „Ich biete es an, weil mir regionales Bier wichtig ist. Bier braucht halt Heimat.“, lächelt Andreas Hebert. Er steht vollkommen hinter dem Produkt. Seit dem 1.1.2015 bietet der Getränkeladen die Flaschen mit Pfand an. Sehr zur Freude der Kunden.
Nicht nur in Tarmstedt hat das Bier seine Runde gemacht. Das Burzel Bräu ist in der ganzen Region schon sehr bekannt. „Hier kommen Leute rein und kommen sofort auf mich zu. Sie meinen sie hätten von dem Burzel Bier gehört und sie wolllen wissen wo das hier steht“, freut sich der Besitzer. Harald aus Scheeßel nimmt extra gerne die 45-minütige Autofahrt auf sich um sein Lieblingsbier zu kaufen. „Ich kenne den Besitzer Andreas Hebert. Er meinte einmal zu mir, ich solle das Bier einfach mal probieren. Es ist auch ein klasse Gefühl zu wissen, dass es quasi um die Ecke produziert wurde. Es hat mich überzeugt, sodass ich es mir ab und zu gönne, da es auch ein Bier ohne Konservierungsstoffe ist “, fasst er zusammen.
Das Ehepaar Sass bot anfangs auch Einblicke in ihre Bierbrauerei an. „So viele Leute wollten sehen, wie wir das Burzel Bräu herstellen. Es wurden einfach zu viele um sie unter einen Hut am Wochenende zu kriegen“, erklärt Sass.
Das Bier hat zwar großen Erfolg, dennoch will das Ehepaar es bei einem Hobby belassen. „Ein privat gebrautes Bier ist wie ein Gedicht: Handwerkskunst verdichtet Mentalität, Identität, und Gefühle der Brauer und der Menschen einer Region“, heißt es laut des Verbandes Privater Bierbrauereien Deutschlands und wird durch die wachsende Beliebtheit des Burzel Bräus bestätigt.
| Weitere Links: http://www.private-brauereien.de/de/index.php |
| Der Kühlschrank im Hol-Ab-Laden in Tarmstedt. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen